Mühlen und Felsen in der Südwestpfalz (Pfälzerwald Mai 2025 – Deutschland)

Rotalber Felsenwanderweg

Der Pfälzer Mühlenwanderweg führt von Landstuhl nach Thaleischweiler-Fröschen in der Südwestpflaz. Anne wollte schon immer die Region westlich des Pfälzerwaldes kennenlernen, der Mühlenwanderweg bot sich dafür an. Da wir für die ca. 29 km keine 4 Tage brauchen würden, wollten wir noch ein Stück auf dem Rodalber Felsenwanderweg laufen.


Ein langer Tag

Laut Anne sind einige Mühlen auch bewirtschaftet und bieten Gastronomie, dass überzeugte mich mitzulaufen. Außerdem mussten wir ja unser neues Zelt testen. Anne hatte vorher in mühevoller Arbeit alle Nähte abgedichtet. Laut Wetterbericht sollte es am ersten Tag etwas regnen, danach jedoch sonnig werden. Wir fuhren an Himmelfahrt von Mannheim nach Landstuhl an der Sickinger Höhe. Hier beginnt auch unsere Wanderung.
Die Bahnverbindung ist recht gut mit der S-Bahn erreichten wir ohne Umstieg und fast pünktlich unser Ziel.
Schon am Bahnhof hatte ich das Gefühl nicht mehr in Deutschland zu sein. Landstuhl ist amerikanisch geprägt. Schuld daran waren die Nähe zur Ramstein Air Base. Ob Hotel Tennezzee oder ein Beauty Spa ich kam mir vor wie in Texas…
Wir mussten durch den ganzen Ort laufen. Der GPS-Track für den Wanderweg aus dem Internet war ungeschickt, das sollten wir noch öfter spüren. Er folgte am Stadtrand der Landesstraße 363 und nicht dem Hembachtal. Wir entschieden uns für die ruhigere Variante durch das Tal.

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Am Stadtrand von Landstuhl beginnt der Mühlenweg durch die Sickinger Höhe.

Am Stadtrand von Landstuhl, wo die L363 in die L469 übergeht beginnt nun der eigentliche Mühlenweg. Ein Schild mit einem Mühlrad weist auf den Beginn hin. Der Weg führte in den Wald und bald erreichten wir die Unterführung der A 62. Hier irrte unser GPS-Track. Laut diesem sollte es auf einem Pfad unter den Autobahnbrücken hindurch gehen. Doch der Weg endete irgendwo im Brombeerdickicht. Wir mussten zurück und der Landstraße folgen.
Auf dem Display des GPS erschien ein See. Anne träumte schon von einem erfrischenden Bad. Doch der See entpuppte sich als ausgetrockneter Tümpel eines Auffangbeckens.
Kurz vor Mittelbrunn erreichten wir das Stuhlbachtal, dem Quellbach der Wallhalb. Der Bach würde uns ein großes Stück des Weges begleiten. Im Moment war er noch ein Rinnsal neben gedüngten Ackerland. Nach dem Gülleduft (laut Anne) zu urteilen war der Nitratgehalt so hoch, dass da schon Salpetersäure drin floss…
Ein Tisch und zwei Bänke luden zur ersten Trinkpause ein. Bis Mittelbrunn war es nicht mehr weit. Eine Reiterin führte ihr Pferd aus, dass davon ganz und gar nicht begeistert schien. Immer wieder bockte es rum.
Der Mühlenweg führt um Mittelbrunn herum. Vorbei an Roggenfeldern mit einsamen Klatschmohn und blühenden Ginsterbüschen wanderten wir im schattigen Tal des Stuhlbaches. Kurz vor der Scharrmühle (leider keine Einkehr) stieß der Schlapphutweg auf den Mühlenweg. Der Schlapphut ist eine Pfälzer Sagengestalt mit besagtem Hut und grünen Augen, der Wanderer in die Irre leiten würde. Also kein Mitarbeiter des BND…

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Weg des Schlapphutes, also uffbasse...

Nun ging es durch ein wildes Tal, rechts tauchten immer wieder kleine Teiche auf am Ufer standen ab und zu Hütten mit Picknickplätzen, die aber nicht erreichbar waren da der Bach den Weg versperrte.
An einer Stelle führte ein Pfad bis ans Ufer. Für Anne war das eine willkommene Einladung ein Fußbad zu nehmen. Ich grübelte derweil herum, ob in der sandigen Uferböschung Trias-Fossilien stecken könnten…
Kurz vor Wallhalben bot sich endlich die erste Einkehrmöglichkeit. Der Fischerverein machte hier jedes Jahr zu Himmelfahrt ein Fischerfest. Einer der Angler empfahl uns die Kneispermühle und beschrieb sie als sehr urig. So musste ich meinen Durst noch etwas zügeln. Die 3 km würden wir auch noch schaffen. An der italienischen Eisdiele neben dem Norma-Markt konnten wir aber nicht so einfach vorbeilaufen…
Hinter Wallhalben zweigte laut Wegweiser ein Meteoritenweg ab, auch Relikte von Steinzeitmenschen soll es hier geben, das wäre ja mal ein Projekt für die Zukunft. Ein geologischer Aufschluss präsentierte uns schöne gebänderte Sandsteinformationen aus der Trias-Zeit, wie es uns eine Info-Tafel erläuterte.

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Sandstein der Trias am geologischen Aufschluss der Schmitshauser Höhe.

Doch genug auf Schilder geschaut, es wurde Zeit zur Einkehr und die Kneispermühle war nun nicht mehr weit.
Wir waren jetzt bereits 6 ½ Stunden unterwegs und etwa 20 km gelaufen. Der Biergarten vor dem Mühlenrestaurant war voll, wir ergatterten den letzten freien Tisch. Die Kilometer waren uns wohl auch ins Hirn gestiegen. Anne bestellte ein Zigeunerschnitzel obwohl es Jägerschnitzel gab, ich bestellte Ente, auf der Speisekarte gab es aber nur Hühnchen…
Nach 1 ½ Stunden konnten wir gestärkt und ausgeruht unsere letzte Wegetappe angehen. An der Mühle begann der sogenannte „Keltenpfad“, ein Rundweg der hier parallel zum Mühlenweg lief. Vorbei an der „Keltendusche“ einem kleinen Wasserfall unter einem Sandsteinfelsen erreichten wir das Waldgebiet „Kämmerchen“. Es war an der Zeit ein für ein Nachtlager. Zwischen alten zugewachsenen Befestigungen, die wohl militärischen Zwecken dienten, fanden wir ein Plätzchen.

Irre Wege

Bis zum Ende des Mühlenweges waren es nur noch etwa 4 km. Vorbei ging es am Abzweig zur Wildtierstation Maßweiler, einer Auffangstation für beschlagnahmte oder verletzte Wildtiere. Für einen Besuch muss man sich vorab anmelden. Die Faustermühle war die letzte Mühle am Mühlenweg, leider auch keine Einkehrmöglichkeit. Ich fand es gab wenig Einkehrmöglichkeiten auf dem Weg. Was es ab jetzt auch kaum noch gab waren Wegweiser und unser Track führte uns wieder einmal in die Irre…
Laut diesem sollte der Weg unter der Landstraße 477 hindurch und danach über die Wallhalbe führen. Die Straßenunterführung gab es, eine Brücke über den Bach jedoch nicht! Über eine Wiese am Ufer entlang erreichten wir die Mündung der Wallhalbe in den Schwarzbach. Über diesen ging es dann auf einer kleinen Betonbrücke auf die andere Seite wider auf eine Wiese. Das Gras reichte bis an den Oberkörper, ein ideales Zeckenrevier. Anne sammelte schon nach kurzer Zeit die ersten Biester von ihren Armen ab.

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Zeckensammeln auf dem Weg nach Thaleischweiler-Fröschen.

Irgendwann standen wir an der Bahnlinie Zweibrücken – Pirmasens. Hinter den Gleisen verlief ein Radweg. Dieser führte uns schließlich zu unserem Ziel nach Thaleischweiler-Fröschen.
Die Sonne brutzelte mittlerweile aufs Hirn und der Weg zum Rodalber Felsenweg war etwa 5 km lang und führte meist über offenes und besiedeltes Gebiet. Wir beschlossen mit der nächsten Bahn eine Station bis Pirmasens-Nord zu fahren. Von dort ging es gleich in den Wald und es war auch nicht mehr weit bis zum Felsenweg.
Wir hatten noch ein wenig Zeit für einen Dönerteller und ein Apfelsaftschorle bei Mc Döner an der Fröschener Straße.
Der Zug kam pünktlich und nach 3 Minuten waren wir in Pirmasens-Nord, einer Baustelle mit Bahnhof. Wer weiter in Richtung Landau wollte musste mit einem Schienenersatzverkehr bis Münchweiler fahren.
Unser Track lief auf der anderen Seite der Bahnlinie doch wir würden etwas südlich wieder auf ihn treffen. Leider hatten wir die Rechnung ohne den Weg gemacht, der endete erneut im Brombeergestrüpp.
Linkerhand führte ein Weg den Buckel rauf und schon bald erreichten wir eine Hütte zum pausieren. Von hier zweigte nach rund 250 m ein Pfad rechts ab und traf nach weiteren 500 m auf den Rotalber Felsenweg auf Höhe der Zigeunerfelsen.

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Wir erreichen den Rodalber Felsenwanderweg.

Nun hieß es laufen eine Windung nach der anderen. Zwar ging es meist durch schattigen Wald, nur wenn dieser zurücktrat, waren wir der sengenden Sonne ausgeliefert. Vorbei ging es an der Teufelshütte mit einer Wassertretanlage die völlig veralgt war. Von dem Osterbrunnen konnten wir nichts entdecken. Wir brauchten unbedingt Wasser!
Auch der nächste Brunnen, der Klosterbrunnen, blieb unseren Blicken verborgen. Dafür hatten wir den gefühlt längsten Friedhof Deutschlands umrundet…
Auf unserer Karte lag gegenüber das Hilschberghaus, eine Hütte des PWV. Um dorthin zu gelangen gab es zwei Möglichkeiten. Erstens eine Riesenwindung um die Geißendelle und die Lindersbachfelsen oder eine Abkürzung vom Schweinefelsen hinab in den Ort und auf der anderen Seite wieder hinauf zur Hütte. Wir wählten die Abkürzung. Zwar war der Felsenwanderweg recht gut markiert, nur der Verlauf der Abzweige hinunter nach Rotalb ließen uns rätseln. Waren wir richtig? Zum Glück klappte Annes Smartphone-Routing und so erreichten wir schließlich das Hilschberghaus. Unser Wasserproblem war gelöst und auch anderweitig war für Erfrischung gesorgt.

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Mein Wander-Lohn am Hilschberghaus.

Nach fast 2 Stunden Pause setzten wir unseren Weg fort. Es war jetzt 18:30 Uhr, zeit einen Platz zum schlafen zu finden. Auf dem Pfad ist das kaum möglich. Erst weiter oben wurden wir fündig.
Obwohl weit und breit kein Wasser in der Nähe war plagten uns Schwärme von stechlustigen Schnaken. Gestern im Tal der Wallhalbe gab es überhaupt keine…

Bahnsteigwechsel – Fehlanzeige

Auch heute sollte es wieder heiß werden und gegen Nachmittag sogar Gewitter aufziehen. Wir beschlossen deshalb unsere Wanderung in Münchweiler zu beenden.
Bis zum Hirschbrunnen, den es tatsächlich gab, ging es gemächlich auf dem Felsenweg entlang. Im Tal führte eine Brücke über die Rotalb. Von da ging es wieder bergauf.

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Steg über die Rotalb beim Hirschbrunnen.

Am Stadtteil Neuhof vorbei, immer noch auf dem Felsenwanderweg, der hier mit dem Pfälzer Waldpfad parallel lief. Irgendwann mussten wir den Felsenwanderweg verlassen aber es gab keinen Hinweis wann das war. Alle Hinweisschilder zeigten nach Pirmasens, keines nach Münchweiler…
Auch mein GPS nützte nicht so viel. Mein Routing führte uns hinab ins Tal, wo wir parallel zur Bahnlinie in etwa 4 km Münchweiler erreichen würden. Anne wollte aber nicht auf einer Asphaltstraße der Bahnlinie folgen.
So folgten wir weiter dem Felsenwanderweg. Plötzlich sah ich einen Wegweiser, der mir bekannt vorkam. Im Juni 2019 sind wir den südlichen Teil des Felsenwanderweges gelaufen und ich hatte von genau diesem Wegweiser ein Foto gemacht. Nun brauchten wir nur in die Richtung laufen aus der wir damals kamen. Bald tauchte auch wieder die grün-gelbe Markierung des Pfälzer Waldpfades auf.

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Auf dem Weg nach Münchweiler.

Trotz allem zog sich der Weg noch in die Länge. Nach rund 5 Stunden waren wir endlich am Ziel. Bis zum Bahnhof war es nicht weit, der Zug stand schon auf Gleis 1 bereit. Es war 12:23 Uhr um 12:30 Uhr sollte er fahren – Glück gehabt.
Die Ernüchterung traf uns auf dem Bahnsteig. Wir standen auf Gleis 2. Nirgends konnten wir einen Übergang oder eine Unterführung entdecken. Anne fragte einen Reisenden auf der gegenüberliegenden Seite. Er zeigte in Richtung Stadt.
Wir rannten los. Nach 4 Minuten standen wir am Bahnübergang und die Schranken senkten sich, da der Gegenzug aus Landau kam!
Nach 3 Minuten rannten wir weiter. Nochmal 3 Minuten, dann kam uns der Zug nach Landau entgegen. Der nächste sollte in einer Stunde fahren…

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Zug verpasst in Münchweiler (Rodalb)...

Sowas war mir noch nie passiert. Münchweiler an der Rotalb dürfte den umständlichsten Bahnhof haben, der mir je begegnet ist…
Es dauerte noch 1 ¼ Stunden bis unser Zug schließlich abfuhr, der Zug von Landau nach Neustadt stammte aus dem Kuriositätenkabinett der Deutschen Bahn. (Die Fenster ließen sich noch öffnen!) Doch wir erreichten geschafft aber zufrieden Mannheim!

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