
Unsere Herbsttour sollte dieses Jahr auf die Schwäbische Alb führen. Genaugenommen auf den Albschäferweg. So der Plan. Zwei Tatsachen ließen uns jedoch noch in letzter Minute umplanen: Erstens würden uns auf dem Premiumwanderweg 78% Feinschotter erwarten und zweitens begannen die Pilze zu sprießen. Endlich, nach einem doch eher verhaltenen Frühling und Sommer. Da zog es uns wieder in unseren beliebten Pfälzerwald.
Abwettern
Auf unserer Wanderung 2021 begegnete uns die Wanderwegmarkierung Gespenst auf blauem Grund, der Felsenland Sagenweg verbarg sich dahinter. Ein 86 km langer Weg, der zu spektakulären Felsen, Burgen und anderen mit Mythen und Legenden behafteten Orten führte, so versprach es das Internet.
Ich buchte für unsere erste Übernachtung den Trekkingplatz Hauenstein. Von dort konnten wir in einer Tagestour den Sagenweg erreichen. Doch leider hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Wetterprognose sagte nicht nur für heute, den 22. September, sondern für die nächsten drei Tage anhaltenden Regen voraus.
So änderten wir unser Reiseziel von Hauenstein nach Gossersweiler-Stein zum Feriendorf Eichwald. Es war unser dritter erfolgloser Versuch auf dem Trekkingplatz Hauenstein zu übernachten.
In Manfreds Hüttchen konnten wir vor einem warmen Bollerofen die Wetterunbilden aussitzen und vielleicht bot sich in einer Regenpause etwas Zeit für eine kleine Pilztour…

Der Regen hat auch etwas Positives, es gibt jeden Abend ein Pilzgericht.
Bis Landau lief alles nach Plan, dort waren wir einmal mehr dem Schabernack der Bahn ausgesetzt – der Zug nach Annweiler hatte 15 Minuten Verspätung, den Bus von Annweiler nach Gossersweiler hätten wir nicht mehr gekriegt. Zum Glück fuhr direkt ein Bus von Landau nach Annweiler über Gossersweiler-Stein. So knisterten 1 ½ Stunden später die ersten Flämmchen im Hüttenofen… Zum perfekten Glück fehlten mir nur noch ein paar Bierchen von der Tankstelle im Ort. Der Nieselregen störte da nicht.
Die nächsten Tage gestalteten sich recht ähnlich. Wenn das Trommeln der Regentropfen auf die Fensterscheibe nachließ, packte ich meinen Pilzbeutel und zog in den Wald unterhalb der Drei Felsen oder wanderte mit Anne zum Forsthaus Lindelbrunn. Abends gab es nun regelmäßig naturköstliche Wild- und Waldgerichte. Keschde und Pilze aus dem Wald, Fleisch und Wurst vom Lindelbrunner Automaten…
Auf Nahrungssuche
Nach vier Tagen ebbte der Regen endlich ab. Wir packten unsere Rucksäcke und los ging es in Richtung „Sagenweg“! Wir würden ihn am Eichelberg kurz vor dem Dorf Busenberg erreichen.
Anne hatte die Befürchtung, dass ihre Essensvorräte und vor allem der Morgenkaffee nicht reichen würden. Wir wollten in Busenberg Proviant auffüllen. Bis dahin hieß es alle Leckereien am Wegesrand mitnehmen. Schon kurz hinter Lindelbrunn strahlten uns Rotkappen in allen Größen an. Hinter dem Bühlhof (geschlossen) leuchteten gelbe Pfifferlinge am Waldboden.

Schon nach ein paar Metern hinter Lindelbrunn, die ersten Pilze am Wegesrand – die Brennnessel-Rotkappe (Leccinum urticinum)...
In Busenberg gibt es einen Obst- und Gartenbauverein wo man seinen Apfelsaft keltern kann, einen Lebensmittelladen gibt es leider nicht. Der einzige Bäcker macht mittags zu und zum nächsten Supermarkt hätten wir 5 km in den Nachbarort laufen müssen, wie uns ein Jogger versicherte. Über Annes erstauntes Gesicht lachte er nur und meinte: „bei 1000 Einwohnern…“
So zogen wir unverrichteter Dinge weiter. Die erste sagenumwobene Sehenswürdigkeit war die Burgruine Drachenfels hinter dem Ort. Vermutlich um 1200 gegründet, gehörte sie 1245 den Adligen „von Drachenfels“. 1335 belagerten Straßburger die Burg und brannten sie nieder. Nach erneutem Aufbau wurde die Burg schließlich 1523 von einem Reichsfürstenheer endgültig zerstört.
Noch heute soll sich in den Wäldern nahe der Burg in stürmischen Nächten, der Geist eines Mädchenmörders herumtreiben. Im Liebeswahn soll er die Tochter des Burgherrn erdolcht haben. Wer ihn sieht muss bald sterben…
Zum Glück war es nur bewölkt und windig. Ab jetzt war der Wanderweg für mich der Gespensterweg. Der Name passte auch besser zu der Wegmarkierung wie ich fand. Eine Einkehr in die Drachenfelshütte am Fuß des Burgfelsens blieb uns verwehrt, da die Hütte erst am Wochenende öffnete, heute war Freitag.

Aber die Sicht auf den weiteren Weg recht vielversprechend...
Weiter ging es in Richtung Erlenbach. Über dem Ort erhebt sich auch eine Burg, die Burg Berwartstein. Für einen Besuch war es zu spät, den wollten wir uns für morgen aufheben. Das Restaurant „Zum Berwartstein“ schien schon länger dicht zu sein und das einzige Café, das Hedwigshaus, hatte geschlossene Gesellschaft. „Wohl irgendein Oma-Geburtstag“, so Anne…
Wir hatten halt Pech und brauchten Wasser. Auch wenn der Dorfbrunnen laut Schild kein Trinkwasser ausspie, füllten wir trotzdem unsere Flaschen.
Da es nachts wieder regnen sollte, überlegten wir, ob es nicht besser wäre in einer Schutzhütte zu biwakieren. 2021 war es die Jagdhütte am Jüngstberg. Der Weg dorthin schien mir aber zu weit, wir würden vermutlich erst im Dunkeln ankommen. Außerdem hatte ich den Großteil meiner Kondition für heute aufgebraucht. So beschlossen wir zum nahe gelegenen Naturcampingplatz „Am Berwartstein“ zu gehen und da unser Zelt aufzubauen. Regen hin oder her! Sicher gab es dort auch eine Einkehrmöglichkeit.
Für 25 Euro bekamen wir ein Fleckchen Wiese mit Wasserhahn und Campingtisch. Die Duschen kosteten extra. Der Chef der Sportlerkneipe neben dem Campingplatz machte eine Stunde früher Feierabend. Wir kamen zu spät. Immerhin hatte es einen Automaten, der Schokolade und Chips anbot…
Raubende Ritter
Sieben Euro pro Nase wollte der junge Mann an der Kasse auf der Burg Berwartstein. „Das kommt alles der Burg zugute.“ Der Burgenbau begann vermutlich im 11. Jahrhundert, indem der Burgfelsen ausgehöhlt und das so gewonnene Baumaterial oben auf dem Felsen weiter verbaut wurde. Der Originaleingang ähnelt auch eher einem Felskamin denn einer Burgtreppe. Da war Stemm- und Spreiztechnik gefragt, um ins Innere der Burg zu gelangen, so schien es mir…
Wir brauchten nicht klettern, konnten bequem die Treppe nehmen zum Burgbrunnen. In Handarbeit meißelten Steinmetze den 104 m tiefen und 2 m breiten Schacht in den Sandstein. Etwa 50 Jahre sollen die Arbeiten gedauert haben. Das war sozusagen ein Vollzeitjob von der Lehre bis zur Rente.

104 m ist der Burgbrunnen tief. Für die Steinmetze war es ein Vollzeitjob, 50 Jahre lang hatten sie ausgesorgt – Brunnenbau von der Lehre bis zur Rente sozusagen...
Vorbei an Ritterrüstungen, Steinmetz-und Folterkammer ging es auf die Aussichtsplattform. Die Gebäude oberhalb davon waren privat, da die Burg noch bewohnt wird. Die Familie bewirtschaftet die Burg und bietet Führungen an. Das war früher nicht so. Einer der berüchtigtsten Burgherren war Hans von Trotha, Marschall des Kurfürsten Philipp der Aufrichtige. Dieser Marschall Hans, im Volksmund „Hans Trapp“ genannt, verkörperte das Bild eines echten Raubritters. Im Streit mit den Vorbesitzern der Burg, den Mönchen des Klosters Weißenburg, staute Trapp den Fluss Wieslauter und grub den Weißenburgern somit kurzerhand das Wasser ab. Auf die darauf folgende Beschwerde des Klosters, ließ Trapp den Staudamm wieder einreißen und Weißenburg soff förmlich ab…
Noch heute gilt Hans Trapp im Elsass als Bösewicht und Kinderschreck, was immer zum 4. Advent auf dem Weihnachtsmarkt in Wissembourg demonstriert wird.
Durch einen unterirdischen Gang gelangten wir wieder auf den Burghof. Hier gibt es auch eine Gastronomie. Mit heißem Schafskäse, Oliven und einem Pott Kaffee stärkten wir uns für den weiteren Weg.
Von der Burg ging es hinab ins Tal nach Erlenbach und durch feuchten grünen Pfälzerregenwald, vorbei an Streuobstwiesen mit rotbäckigen Äpfeln zur Schutzhütte am Jüngstberg. Die Hütte war komplett renoviert worden. Ein Hüttenbuch im Innern dokumentierte die Arbeiten. Wir blieben nur kurz und setzten unseren Weg fort zu den Fladensteinen, einer Felsengruppe oberhalb von Bundenthal. Ein geologischer Lehrpfad vermittelte geballtes Geo-Wissen von der Entstehung des Buntsandsteins. Ein Schild warb für ein Besucherbergwerk in Nothweiler. Dass wollten wir uns nicht entgehen lassen.

Geballtes Geologie-Wissen an den Fladensteinen.
In Bundenthal, die gleiche Situation wie gestern in Busenberg – die Läden geschlossen! Wir liefen weiter, sammelten am Segelflugplatz Bundenthal-Rumbach ein paar Birkenpilze und knabberten vor dem geschlossenen Flugplatzrestaurant unsere Nüsse und Trockenfrüchte.
Nun ging es auf und ab in Richtung Nothweiler. Mir machten die Aufstiege echt zu schaffen, mühsam Schrittchen für Schrittchen schleppte ich mich bergauf. Es war eine Quälerei. Den Mäuerle-Buckel (412 m) umgingen wir großzügig. In Nothweiler hofften wir auf eine Unterkunft. Tatsächlich gab es das Naturhotel „Zur Wegelnburg“ – und es hatte auf!
Sogar ein freier Tisch für 2 Personen wurde uns offeriert. „Leider sind wir heute ausgebucht.“ meinte der Kellner, auf meine Frage nach einer Bleibe für die Nacht. Wir wollten grade wieder gehen, um uns einen Biwakplatz zu suchen solange es noch hell war, da änderte der Mann seine Meinung. Er verschwand kurz und kam mit der frohen Botschaft zurück, dass heute Gäste abgesagt hätten. So wäre in ihrer Pension oben im Dorf noch ein Zimmer frei. Einem ausgiebigen Abendmahl stand nun nichts mehr im Wege…
Am Nachbartisch servierte ein Roboter den Gästen Weißherbstsorbet. KI hält Einzug in der Provinz. Wir wurden noch klassisch vom Kellner bedient. Pfälzer Fleischklöße und Schweinesteak Jäger Art dazu einen Blanc de Noirs (Weiß- aus Rotwein) und ein Pfälzer Pils. Die Pfälzer Pilze mussten nun bis morgen warten…
Leider erfuhren wir von unserem Kellner auch, dass das Besucherbergwerk „Erzgrube St.-Anna-Stollen“ dauerhaft geschlossen sei – der Grund Personalmangel.
Schlösserwanderung
Nebel hing in den Bergen als ich am Morgen einen Blick aus dem Fenster unseres Zimmers riskierte. Immerhin regnete es nicht. Nebel hing auch in den Mauern der Wegelnburg, der höchstgelegenen Burg der Pfalz. Es war auch unser höchster Punkt auf der Wanderung auf fast 571 m Höhe. Bei schönem Wetter soll man von hier sogar die Burg Trifels sehen.

Die Wegelnburg ist die höchstgelegene Burg der Pfalz, trotzdem steckte sie komplett im Morgennebel.
Jetzt sahen wir gar nichts, nicht mal den nahegelegenen Felsen, den Krötenstuhl. Diesen soll einer Sage nach, jeden Freitag eine verfluchte Prinzessin in Gestalt einer Schlange besuchen und auf ihren Erlöser warten. Der Held muss die Schlange küssen ohne gebissen zu werden. Alsbald verwandelt sich das Mädchen in eine feuerspeiende Kröte. Auch diese muss der Held am nächsten Freitag küssen ohne verbrannt zu werden. Am dritten Freitag muss er eine Locke der Prinzessin zur Wegelnburg bringen, dann würde der Fluch weichen. Heute war Sonntag…
Hinter der Burgruine verließen wir Deutschland, den Pfälzerwald und wanderten in die Nordvogesen, ins politisch instabile Frankreich ein. Immerhin, kaum hatten wir die Grenze passiert, trafen uns die ersten Sonnenstahlen!
Und nicht nur das Wetter änderte sich schlagartig, auf den Berggipfeln standen nun nicht mehr Burgruinen sondern Schlösser – Châteaus…
Château du Hohenbourg ist eine Burg aus dem 13. Jahrhundert, klein und auf recht steilen Leitern zu besteigen. Nun hatten wir auch gute Sicht. Zur einen Seite erhob sich die Wegelnburg und auf der anderen Seite unter uns die Burg Fleckenstein, unser nächster Etappenabschnitt.

Im politisch instabilen Nachbarland Frankreich – vom Château du Hohenbourg sehen wir schon die nächste Ruine – Château de Fleckenstein.
Auch bei der Hohenburg soll es spuken, eine weiße Dame erscheint ab und zu an einem Brunnen zwischen der Wegelnburg und der Hohenburg. Die Dame ist der Legende nach Hedwig, die Tochter des Burgherrn von der Hohenburg. Hedwig verliebte sich in Ruprecht, den Sohn des Burgherrn von der Wegelnburg, der sie vor einem Wildschwein gerettet hatte. Dieser war jedoch der Todfeind des Herrn von der Hohenburg. Es kam wie es kommen musste, der Hohnburger erwischte die Beiden eines Tages und erdolchte in seiner Wut den Ruprecht. Darauf brach auch seine Tochter tot zusammen. Nun erscheint sie als Geist und klagt am so genannten Maidenbrunnen ihr Leid…
Immer mehr Wanderer strömten zur Burg hinauf. Wir beschlossen weiter zu laufen. Am Weg liegt noch eine Ruine, die Burg Löwenstein – Château de Lœwenstein. Wir ließen sie aus, denn es ist kaum noch etwas erhalten von der einstigen Anlage.
Auf einem Felsenweg ging es nun hinab zur Burg Fleckenstein, genau genommen nur bis zum Café des 4 Châteaux – dem 4-Burgen-Café. Endlich gab es wieder Schoko-Eclairs. Anne zog es vor gesund zu essen und bestellte einen Salatteller. Gemütlich war es nicht, denn wir wurden permanent von Wespenscharen attackiert.
Die Burg Fleckenstein – Château de Fleckenstein besuchten wir nicht, es war uns zu voll und es ging auch wieder bergauf. Wir verließen nun den Gespensterweg und stiegen hinab ins Tal der Sauer. Anne schwärmte von einem Campingplatz direkt an einem See gelegen. Im Sommer letzten Jahres lief sie den Deutsch-französischen Burgenweg und entdeckte da den Campingplatz mit Bademöglichkeit und Einkehr.

Auf dem Camping du Fleckenstein am Étang de Fleckenstein (Fleckensteinweiher) machen wir Feierabend.
Am Camping du Fleckenstein kamen wir wieder in der Realität an. Die Badesaison war zu Ende und das Restaurant geschlossen. Immerhin kostete eine Nacht auf dem Campingplatz nur 14,30 EUR für zwei Personen mit Zelt. Das war billiger als der Pfälzer Trekkingplatz!
Der Typ an der Rezeption buchte wieder einen Platz mit Tisch und Bank für uns und ärgerte sich über die Digitaltechnik, während er unsere Namen in den Computer tippte „Die könnten doch mal was gescheites erfinden – ein kabelloses Verlängerungskabel zum Beispiel…“
Wir waren nicht allein, ein Pärchen das den GR53 lief und ein Paar aus Köln, das Pilze sammelte, bildeten die Nachbarschaft.
Niedergang der deutschen Gastronomie
Vom Campingplatz nahmen wir am nächsten Morgen die Abkürzung entlang der Sauer bis nach Hirschthal und gelangten so wieder nach Deutschland und auf unseren Gespensterweg. Hirschthal ist die kleinste Gemeinde des Dahner Felsenlandes, Kaffee würden wir hier sicher nicht bekommen. Dafür gab es eine Art Höhle, ein sogenannter Zehntkeller, wo die Bewohner die Abgaben für die Herrschaft der Burg Fleckenstein lagern mussten. Ein Blick hinein, der Keller war natürlich leer…
Der nächste Ort, auf unserem Weg war Schönau. Anne erinnerte sich hier in einem Restaurant lecker Eis gegessen zu haben. Das machte mich neugierig!
Das Restaurant „Am Zundelsfelsen“ sah von außen ganz nett aus, bis auf das Schild mit der Aufschrift: „zu verkaufen“… Den Laden gab’s nicht mehr.
Wir folgten dem Wengelsbach direkt an der Grenze zu Frankreich und erfreuten uns einiger Steinpilze, immerhin war auf die Speisenangebote des Waldes noch Verlass…
Mitten im Nirgendwo tauchte plötzlich eine Burg auf einem schmalen roten Sandsteinfelsen auf. Es war die Burgruine Blumenstein. Die Zugangstreppe hat im oberen Teil eine Lücke. Ohne einen Holzsteg wäre der Zugang zur Burg nur todesmutigen zu empfehlen. Wie die vorigen Burgen hatte man auch hier Räume in den Fels gemeißelt und auf dem Fels die Oberburg errichtet. Heute wächst am Felsrand eine fotogene Kiefer.

Pinus sylvestris auf dem Burgfelsen.
In alten Zeiten jedoch soll die Burgherrin Blumen auf der Burg gepflanzt haben. Ihr Mann fand das unnütz und verbot ihr die Blumen zu pflegen. Das wiederum fanden die Geister der Burg nicht so toll und ließen die Blümchen weiterhin gedeihen. In seiner Wut erschlug der Burgherr seine Frau, da er glaubte sie würde seinem Befehl nicht folge leisten. Die Burggeister ließen daraufhin auf ihrem Grab die herrlichsten Blumen blühen. Immer wenn der Mann diese ausriss, wuchsen sie sofort wieder nach. Wutentbrannt fiel der Burgherr schließlich tot um. Felsen und Burg erinnern bis heute mit ihrem Namen „Blumenstein“ an das Ereignis.
Den nun folgenden Abschnitt des Sagenweges mussten wir leider umgehen. Der Weg zum Gipfel des Maimont und weiter zur Burgruine Wasigenstein war aufgrund von Sturmschäden gesperrt, wie uns ein Schild am Abzweig informierte. Auch auf die keltische Opferschale, einem ausgehöhlten Felsbrocken auf dem Bergkamm, mussten wir somit verzichten.
Ein Forstweg umging den Berg bis zum Abstieg nach Petersbächel, wo wir wieder auf den Sagenweg stießen. Im Ort sollte es laut Wanderkarte eine Einkehr geben, die Walthari Klause. Kaum noch überraschend, auch diese war geschlossen.
Wir liefen weiter in Richtung Ludwigswinkel. Der Weg zog sich durch Wald ohne nennenswerte Steigungen zum Pfälzerwoog, einem See in dem gleichnamigen Naturschutzgebiet. Laut einer Sage soll es Wildzeltern in diesem Gebiet schlecht ergehen, so liefen wir nach einer kurzen Pause weiter…

Der Pfälzerwoog ein Wissenschafts- und Naturschutzgebiet. Hier leben seltene Pflanzen und Birkenpilze...
Anne entdeckte auf ihrem Smartphone einen Campingplatz an einem See in Ludwigswinkel, der auch noch bis Ende September geöffnet war. Wir kürzten wieder ab. Eine Joggerin bestätigte uns, dass wir zum Campingplatz auf dem rechten Weg wandelten. Allerdings erzählte sie etwas von Saarbacherhammer, was auch immer das bedeuten sollte.
Bald erreichten wir den See und laut Karte sollte sich hier auch ein Campingplatz befinden. Das Gelände bot schon das Potential für einen Zeltplatz, nur war alles verwildert und der Zugang mit einer Baustellenabsperrung blockiert. Nun begannen wir uns nach einigen hin und her laufen doch mit dem Gedanken anzufreunden unser Zelt irgendwo am Waldrand aufzubauen.
Doch ein E-Bike-Pilot versicherte uns, dass es hier einen Campingplatz gäbe. Nur eben nicht an dieser Stelle. Es gab hier mal einen Campingplatz, nur hatte sich der Betreiber, laut unserem Radfahrer „mit den falschen Leuten angelegt“ und musste den Platz räumen. Auch einen Supermarkt gäbe es, nur nicht hier, sondern im Nachbardorf Fischbach – den Wasgaumarkt. Der Mann führte uns schließlich zu einem ungeräumten aber aufgeräumten Campingplatz. Ein paar Minuten die Straße rauf und wir standen vor einem verschlossenen Tor und einem Schild „KC Wasgau e. V. Ludwigswinkel“.
Bei der angegebenen Telefonnummer meldete sich niemand, doch zum Glück entdeckten wir eine Frau zwischen den Wohnmobilen. Es handelt sich um einen privaten Campingplatz, der aber auch Gäste empfing.
Wir bekamen für 18 Euro einen Flecken neben dem Bouleplatz, es gab warme Duschen, saubere Toiletten, eine gut eingerichtete Küche und einen Kühlschrank voller Bier (1,50 Euro die Flasche)…
Im Wasgaumarkt
Auf mehreren Schleifen erreichten wir am nächsten Morgen Fischbach. Irgendwie musste man ja auf seine Kilometer kommen…
Das Smartphone zeigte uns keinen Wasgaumarkt. So machte es auch keinen Sinn durch den Ort zu laufen. Wir blieben auf dem Wanderweg, der Fischbach entlang des Saarbachs (Sauer) in großem Bogen umging. Übermannshohes Schilfdickicht bedrängte uns von beiden Seiten. Neben dem Weg wuchsen Birkenpilze.
Bevor es ins Naturschutzgebiet Königsbruch ging, bot sich die letzte Möglichkeit einen Abstecher nach Fischbach zu machen. Auf dem Platz vor dem Gemeindehaus setzten wir unsere Rucksäcke ab und schauten noch einmal auf unsere Digitalkarten. Tatsächlich entdeckte ich einen Bäcker. Anne machte sich auf Nahrungssuche, ich blieb bei den Rucksäcken.

In Fischbach gibt’s einen Metzger und den Wasgaumarkt! (Der Bäcker war grad am schließen...)
Nach einer Weile kam sie zurück, in den Händen zwei Brötchen mit Schweinerollbraten. „Die gabs beim Metzger aber es gibt auch einen Wasgaumarkt“, berichtete sie freudig. Die Brötchen waren unsere Vorspeise, dann gingen wir shoppen…
Gegenüber vom Markt gab es auch einen Bäcker, nur der war grade am schließen. So kauften wir im Markt nicht nur unseren Kaffee sondern bestellten beim dortigen Backstand gleich ein ordentliches Frühstück. Von Nüssen hatten wir erstmal die Nase voll…
Durch das Naturschutzgebiet Königsbruch, einem ausgedehnten Feuchtgebiet, ging es zu einem Zufluchtsstollen aus dem 2. Weltkrieg, unterhalb des Christkindelsfelsen. Die Stollen wurden 1939 – 40 von deutschen Pioniereinheiten der Organisation Todt gebaut. Sie sollten als Munitions- und Versorgungslager dienen. Doch erst 1944/45 wurden die Stollen genutzt, als Schutzstollen der Rumbacher vor der näher rückenden Front. 1956 stand die Frage im Raum, ob die Stollen von den Amerikanern als Munitionslager genutzt werden dürfen. Die Gemeindeverwaltung von Rumbach lehnte dies jedoch ab. Und da sag nochmal jemand wir wären Vasallen der Amis! Heute werden die Stollen von anderen Bewohnern genutzt – seltene Fledermäuse haben dort Quartier bezogen.

Die Rumbacher Stollen dienten den Rumbachern als Schutz während des 2. Weltkriegs, Munition zu lagern wurde den Amerikanern nach dem Krieg nicht erlaubt. (Von wegen Vasallen!)
Ganz im Gegensatz zu den Karpatenbewohnern galten Fledermäuse hierzulande als Schutz vor bösen Geistern. Man schützte sich indem man eine gefangene Fledermaus an die Stalltür nagelte…
Rumbach ist ein preisgekröntes Vorzeigedörfchen. Im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ geht es darum wie man des Leben im Dorf attraktiver gestalten kann.
Das spürten wir sofort am eigenen Leib. Ein Mann schlenderte über die Dorfstraße und bot uns von seinem Apfelbaum – Golden Delicious – zwei Hände voll an. „Ich vertag die nicht mehr, zu viel Zucker“ so sein Kommentar. Die Walnussbäume hinter dem Dorf waren jedoch weiträumig mit Bändern abgesperrt…
Langsam wurde es Zeit uns nach einem Schlafplatz umzuschauen. Die Schützenfelsen boten keine Option. Morgen wollten wir die Wanderung beenden, zum einen endete der Sagenweg im nächsten Dorf – Bruchweiler-Bärenbach, zum anderen sollte es morgen wieder regnen.
Ein Blick auf den Wegweiser – bis Bruchweiler-Bärenbach waren es noch 3 km. Laut Annes Smartphone sollte um 18:05 Uhr ein Bus nach Wissembourg fahren. Das war machbar. So schulterten wir unsere Rucksäcke und bogen auf die Ziellinie ein.

An der Bushaltestelle „Alter Friedhof“ in Bruchweiler-Bärenbach endet unsere Wanderung. Von hier fährt ein Bus nach Wissembourg (Weißenburg) im Elsass.
Der Sagenweg endete ganz unspektakulär an der Bushaltestelle Bruchweiler Kindergarten. Wir liefen noch ein Stück bis zum Bahnhof. Der Bus kam pünktlich und mit ihm vielen die ersten Regentropfen. Diese entwickelten sich auf dem Weg nach Wissembourg zu einem kräftigen Gewitterschauer. Wir hatten wieder mal alles richtig gemacht! In Wissembourg ließen wir den Zug nach Neustadt vor unseren Nasen davonfahren. Wir hätten es wissen müssen, dass die Bahn mit über 10 min Verspätung abfuhr, Bahn halt…
Zur Strafe mussten wir nun eine Stunde auf den nächsten Zug warten, schafften gerade noch so den Anschlusszug nach Mannheim, wo wir im City Döner unsere Tour ausklingen ließen…
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