Laut Wetterbericht sollte der erste Mai sonnig und warm werden – ideales Wanderwetter sozusagen. Da ich vermutete, diese Erkenntnis hatte nicht nur mich beschlichen, musste ich mir eine Route aussuchen auf der ich einigermaßen ungestört die Natur genießen konnte. Außerdem wollte ich unsere neueste Errungenschaft testen, ein Zeiss-China-Fernglas. Ich entschied mich zu einer Wanderung auf den Bannwaldwegen über dem Scheibenfelsen im Zastlertal…
Aufbruch
Mit dem ersten Zug um 06:38 Uhr fuhr ich von Freiburg nach Himmelreich. Immerhin führte mich die erste Etappe hinauf zur Höfener Hütte und dieser Weg ist nun nicht gerade unerschlossen. Doch so früh begleiteten mich lediglich die Strahlen der Morgensonne und ein Milan in Richtung Falkensteig. Ruhig und elegant zog der Vogel seine Kreise am Himmel, das China-Glas hatte sich schon mal bewährt…
Kirschbaum
Kurz vor dem Ort führt der Weg bergauf in den Wald hinein. Als Saumpfad über dem Dorf verlaufend mündet der Pfad, nachdem er den unteren Kohlbachweg gekreuzt hat, in eine Wegkreuzung. Hier treffen Schuhseppleweg und Holzeckweg aufeinander. Ich folgte dem Holzeckweg weiter bergauf. Die jungen Blätter der Buchen leuchteten in frischem Frühlingsgrün.
Das eigentliche Holzeck ist wie sein Name schon sagt, ein Holzlagerplatz. Dementsprechend zerwühlt und matschig war es hier auch. Hier verläuft auch die Gemeindegrenze Buchenbach (Falkensteig) zu Oberried. Durch düsteren Fichtenforst ging es nun hinauf in Richtung Höfener Hütte. Nach einer Sunde und 45 Minuten trat der Wald zurück und gab den Blick frei auf die Hochweiden des Roteck (1156 m) und Häusleberges (1001 m) mit der Höfener Hütte.
Der alte Kirschbaum vor der Hütte stand noch in voller Blüte. Zwar ließ er immer mehr Äste, trotzdem bleibt er eines meiner beliebtesten Fotomotive. Ich hatte ihn schon zu allen Jahreszeiten abgelichtet. So konnte ich nicht umhin ihn auch diesmal zu verewigen. Von hier hatte ich auch eine herrliche Sicht hinunter ins Dreisamtal bis zum Kandel (1241 m).
Hütte und Kirschbaum hinter mir lassend, stieg ich hinauf in den Roteck-Sattel. Am Horizont strahlte der Feldberg noch schneeweiß im Sonnenschein. Links von mir im Osten erhob sich der Gipfel des Hinterwaldkopfs (1198 m). Hinter dem Gipfel lockte eine Einkehrmöglichkeit – die Hinterwaldkopfhütte. Doch ich folgte dem Pfad nach rechts in Richtung Roteckgipfel.
Bannwald
Der bewaldete Buckel ist sicher nicht so spektakulär wie sein östlicher Nachbar, aber er hat andere Qualitäten zu bieten, die Bannwaldwege oberhalb des Scheibenfelsenmassivs. Ein kaum auszumachender Pfad führte im Wald südwärts. Bald verlor er sich im Unterholz und Geröll. Zwar erreicht man den oberen Bannwaldweg auch bequemer vom Rotecksattel aus, aber ich wollte heute mal neue Optionen erkunden.
Der Abstieg durch die Felsen und das Geröll war steiler als erwartet doch bald stand ich auf dem Pfad. Nun dauerte es keine 10 Minuten und ich erreichte einen hübschen Aussichtsfelsen. Von Füchsen über Wildschweinen bis zu Schwarzwaldgämsen hatte ich hier schon einiges an heimischer Fauna beobachten können. Heute zeigte sich nichts. So setzte ich meinen Weg fort, um den Abstieg zum unteren Bannwaldweg zu suchen. Leider lief ich etwas zu weit und stieg hinab zu dem Platz auf der früher mal die Scheibenfelsenhütte stand. Sie muss im Winter 2015/16 abgebrannt sein. Schade war eine nette Hütte.
Oberhalb des Großen Scheibenfelsens konnte ich tief hinunter ins Zastlertal schauen. Das frische Grün der Laubbäume bildete einen angenehmen Kontrast zum Dunkelgrün der Fichten und Tannen.
Die ersten Meter bis zum unteren Bannwaldweg ging es weglos bergauf. Dann immer dem Pfad folgend ostwärts zwischen Felsen und umgestürzten Bäumen zu einem weiteren Aussichtsfelsen. Hier bot sich eine noch bessere Sicht als vom oberen Weg. Feldberg (1493 m), Tote Mann (1321 m), Hochfahrn (1264 m) und Schauinsland (1284 m) reihten sich am Horizont.
Weiter ging es über Geröllfelder und steile Flanken bis kurz vor den Hinterwaldweg im Tal des Ödenbächlis. Auch hier zweigt ein kaum sichtbarer Pfad nach Süden hinab ins Zastlertal. Im Zickzack geht es bergab. Auf den Felsen wachsen hier erstaunlich viele Eichen. Leider haben die Bäume noch keine Blätter, die Buchen waren da schon weiter.
Ich querte das Ödenbächli und mühte mich durch ein Holzschlaggebiet hinab ins Zastlertal, welches ich beim Mederlehof erreichte.
Talwärts
Eigentlich wollte ich noch die Eislöcher besuchen, doch ich hatte keine Lust mehr. So folgte ich dem Tal in Richtung Oberried. Bis jetzt war ich niemandem begegnet, damit war’s nun vorbei. Am unteren Scheibenfelsen kämpften sich Kletterer die Wand hinauf. Der obere Felsen war fürs Klettern tabu – Naturschutzgebiet.
Mountainbiker, vom Feldberg kommend, überholten mich mit Abfahrtschiern auf dem Buckel. Ich wechselte von der Straße auf den Wanderweg am Zastlerbach. Während meiner letzten Wanderung war der Weg noch gesperrt. Die Holzfäller hatten ganze Arbeit geleistet, ein Großteil der Bäume am Ufer war den Sägen zum Opfer gefallen. Die Bärlauchblüten begannen sich zu öffnen und Weinbergschnecken liebten sich im feuchten Gras.
Nach insgesamt über 8 Stunden erreichte ich schließlich Oberried. Der Bus nach Kirchzarten fuhr in 10 Minuten. Für ein Stück Schwarzwälder Torte reichte es nicht mehr aber zu einem Schoko-Stracciatella-Eis konnte ich nicht „Nein“ sagen…
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