Sportlich unterwegs im Triglav-Nationalpark (Balkantour September/Oktober 2018 – Slowenien)

Hribarice
Hribarice

Unsere Herbsttour war für mich die erste Trekking-Tour in den Alpen, genauer in den Julischen Alpen, noch genauer im Triglav-Nationalpark in Slowenien. Eigentlich als Hüttentour geplant, wurde es eine etwas unfreiwillige Trekkingtour mit Zelt und Rucksack, da laut Internet-Recherche, alle Berghütten auf der geplanten Route im Nationalpark ab 1. Oktober geschlossen waren. Dass dem letztendlich nicht so war, konnten wir vorab nicht wissen.
Mit dem Zug fuhren wir nach Ljubljana, weiter ging es mit dem Bus bis zum Wocheiner-See (Bohinjsko Jezero) und von da recht sportlich zu Fuß zum Nationalsymbol Sloweniens.

Nach Slowenien

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Laut Anzeige auf dem Bahnsteig hat unser Zug nach Zürich 40 Minuten Verspätung.

Laut Anzeige auf dem Bahnsteig hat unser Zug nach Zürich 40 Minuten Verspätung. Anne teilt mir per SMS mit, dass sie in Mannheim einen Zug früher genommen hat. So müssen wir zwar in Basel umsteigen, haben aber Zeit, eine Tüte Chips zu kaufen. Pünktlich erreichen wir Zürich und den Nachtzug nach Ljubljana. Unser Wanderziel ist diesmal der Triglav-Nationalpark in Slowenien. Mit Rotwein, helvetischen Edelchips, Tomaten aus Annes Garten und pseudoungarischer Salami lassen wir den Abend ausklingen…
Zum Frühstück dürfen wir wählen, zwischen Instantkaffee (kostenlos) oder Kaffee schwarz (2 €). Angeblich bekommt unser Schlafwagenschaffner den Kaffee nur bei seinem Kollegen aus Österreich. Wir wählen schwarz! Gekostet hat es uns nichts…
Pünktlich erreichen wir die Hauptstadt Sloweniens. Der nächste Bus in Richtung Berge fährt um 9 Uhr. Wir haben noch eine dreiviertel Stunde Zeit und genehmigen uns einen Schluck Kaffee. Das Restaurant bietet seine Produkte auch zum Mitnehmen an „Rakija to go“ finde ich nicht schlecht…
Unser Ziel ist der Bohinjsko Jezero, ein Stausee an der Südseite des Nationalparks. In Bohinjska Bistrica wird die Straße erneuert, wir müssen umsteigen. Zweieinhalb Stunden dauert die Fahrt nach Ukanc, einem Weiler am Südwestende des Sees. Die Sonne lacht, wir schultern unsere Rucksäcke und überqueren das grasgrüne Wasser der Savica, die den See speist.

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Die Sonne lacht wir schultern unsere Rucksäcke und überqueren das grasgrüne Wasser der Savica.

Tal der Triglav-Seen

Laut Karte führt ein Zickzack-Weg nach etwa 2 ½ km die Berge hinauf ins Tal der Triglav-Seen – Dolina Triglavskih Jezer. Der Anstieg hat es in sich! Ein schmaler Pfad führt durch lichten Laubwald. Bald tauchen erste Felsen auf und der Pfad wird steiniger. Bäume liegen im Weg, mal geht es über sie hinweg, dann darunter durch. An ausgesetzten Stellen hängen Stahlseile, an denen wir uns halten können.
Schon bald schmerzen meine Füße und auch die Schultern melden sich. Immerhin schleppe ich Zelt und Kochzeug mit.
Geplant war die Wanderung ursprünglich als Hüttentour. Doch laut Recherche im Internet schließen im Nationalpark die meisten Hütten zum 1. Oktober. Anne hat Verpflegung für 4 Tage dabei. Heute ist der 29. September und unser Tagesziel die Berghütte Koča Pri Triglavskih Jezerih müsste noch auf sein.
Ein Typ mit Trailrunnern hüpft uns von oben kommend entgegen. Wir machen ihm Platz. „Enjoy your walk!“ Ruft er uns noch zu und ist hinter der Biegung verschwunden.
Und wie ich den Spaziergang genieße! Von der Stirn tropft der Schweiß. Der nächste Baum hatte es wieder fertig gebracht, so dämlich zu fallen, dass ich auf alle Viere muss, um voran zukommen – enjoy your walk!

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Es geht ins Tal der Triglav-Seen – Dolina Triglavskih jezer. Bäume liegen im Weg mal geht es über sie hinweg, ein anderes Mal drunter durch. (Foto: A. C. Groffmann)

Endlich schlängelt sich der Pfad über einen kurzen Felsgrat in den Wald zum ersten Bergsee – Črno Jezero. Ein tiefes blaugrün leuchtet zwischen den dunklen Fichten und Tannen hervor. Auch wenn es nicht mehr so steil und ausgesetzt ist, müssen wir trotzdem konzentriert laufen, um nicht auf den rutschigen Kalksteinen und schmierigen Baumwurzeln auszurutschen. Ein letztes Mal führt der Weg nach oben, dann endlich sehen wir den Doppelsee Dvojno Jezero und dahinter unsere Hütte. Rauch steigt aus dem Kamin, bunte Funktionsjacken blitzen zwischen den Bäumen auf.

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Dahinter unser Tagesziel, die Berghütte Koča pri Triglavskih jezerih.

Es ist krachend voll in der Hütte. Wir hatten nicht reserviert. „Schlecht“ meint die Dame an der Theke. Dann schaut sie im Computer nach. Wir haben Glück! 12,70 Euro kostet die Übernachtung pro Nase als DAV-Mitglied. Das ist günstig. Ein halber Liter Laško-Bier kostet 4 Euro, das ist nicht günstig! Zum Abendessen gibt es Sauerkrautsuppe! „Jota s klobasa“ (8 EUR) hat mit der Suppe aus der Hohen Tatra aber nicht viel gemeinsam. Schmecken tut’s trotzdem. Morgen macht die Hütte dicht. Die Mannschaft braucht Urlaub. Zudem würde es sich nicht mehr lohnen, erzählt mir die Hüttendame. Da hatten wir wieder Glück!

Erstes Biwak

„I made a bunny!“ Das Hüttenteam ist gut drauf, es ist ihr letzter Arbeitstag. Stolz präsentiert uns der Koch das originelle Frühstück – Spiegeleier mit Schinken als Hasengesicht… So gestärkt beginnen wir unseren Tag. Draußen ist es kalt und Nebel wabert im Tal. Langsam setzt sich die Sonne durch, leuchtende Kalkwände gibt der zurückweichende Nebel frei, je höher wir aufsteigen.

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Am Veliko jezero setzt sich die Sonne durch.

Am Veliko Jezero treffen wir die ersten Wanderer. Zwei Kanadier sind dabei. Sie steigen ab, heute geht es nach Brüssel. Der eine greift in seine Tasche und präsentiert uns eine kanadische Spezialität – Ahorn-Bonbons. 40 Liter Wasser ergeben 1 Liter Sirup, erklärt er uns: Wandern bildet!
Bald setzt sich die Sonne endgültig durch. Es ist richtig heiß am letzten Tag im September. Weiße Felsen schimmern unter blauem Himmel, hellgrüne Lärchen scheinen dazwischen hervor. Kann ein Sonntag schöner sein? Am See Zeleno Jezero machen wir Pause. Anne testet die Wassertemperatur, ich suche einen Platz zum Pinkeln…
Weiter geht es bergauf über ein zerklüftetes Hochplateau – Hribarice. Tiefe Spalten zwischen den Steinen erinnern an den karstigen Charakter des Gebirges. Ein Pfad zweigt nach links zum 2569 m hohen Konjavec ab. Wir aber folgen dem rechten Weg in den Pass unterhalb des Mišeljski Konec. Hier sehen wir zum ersten Mal den Triglav. Und gegenüber zum Greifen nah die Berghütte Dom Planika pod Triglavom – unser Ziel.

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Pass unterhalb des Mišeljski konec. Hier sehen wir zum ersten Mal den Triglav. (Foto: A. C. Groffmann)

Doch es täuscht! Steil geht es erst einmal hinab in den Dolič-Sattel, über loses Geröll, das unter den Schuhen rutscht. Etwas verloren wirkt die Hütte Koča na Doliču. Sie ist noch offen. Plastikflaschen mit Wasser gefüllt stehen im Vorraum, darüber warnt ein Schild – Kein Trinkwasser!
Das bekommen wir im Hauptraum – 4,20 Euro die 1 ½ Liter Flasche! Der Mann versichert uns, dass die Planika-Hütte heute geöffnet hat. Eine Gruppe Slowaken trifft ein, sie waren auf dem Triglav-Gipfel und wirken recht zufrieden. Immerhin, sie hatten optimale Bedingungen. Ich bin gespannt, was uns morgen erwartet. Mit 3 Liter Wasser im Rucksack laufen wir weiter. Bis zur Planika-Hütte kann es ja nicht mehr so weit sein.
Der Weg führt als Saumweg am Südhang der Smarjetno Glava (2355 m) entlang. Wir kommen nur langsam voran, immer wieder gibt es Kraxelstellen zu bewältigen. Die Hütte müsste doch bald zu sehen sein? Ist sie aber nicht! Hinter der nächsten Biegung erscheint ein Stück Wiese. Besucher haben aus Steinen Namen und Symbole darauf platziert. Ein Blick auf unsere Wanderkarte zeigt, dass es bis zur Hütte über eine Stunde dauern würde. Außerdem ist der letzte Teil des Weges gestrichelt dargestellt – ein Klettersteig. Wir beschließen, auf der „Bilder-Wiese“ zu biwakieren. Dann können wir den Klettersteig ausgeruht angehen.
Wir bauen an einer fast ebenen Stelle unser Zelt auf. Die Abendsonne scheint auf den Gipfel des Rjavec (2570 m) und färbt ihn golden. Mit Reis und Palinka lassen wir bei phantastischem Alpenglühen den Tag ausklingen.

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Bei phantastischem Alpenglühen lassen wir den Tag ausklingen.

Gipfelsturm

Der Morgen beginnt, wie der Abend endete: mit Sonnenschein. Nur unten im Tal liegt eine dichte Wolkendecke. Über die Biwakwiese trabt seelenruhig ein Gamsbock den Felsen entgegen. Goldene Hörner hat der Bursche aber nicht! Bald stehen wir am Beginn des Klettersteigs. Es ist Annes erstes Stück Klettersteig. Er eignet sich gut, um das Klettersteigset auszuprobieren und ein wenig unsere Fertigkeiten zu üben.

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Der Morgen beginnt so wie der Abend endete mit Sonnenschein. (Foto: A. C. Groffmann)

Nach der Kraxelei geht es ein Stück bergauf, bis die Berghütte ins Sichtfeld rückt. Die Tür steht offen, aus dem Keller hören wir Stimmen. Eine ältere Dame kommt nach oben. Die Hütte ist heute und die nächsten Tage geöffnet. Die Hüttenbetreiber erwarten Arbeiter, die sie winterfest machen werden. Danach wird sie endgültig geschlossen, bis zur nächsten Saison.
Apropos Winter heute Nacht soll es schneien, sagt uns die Dame. Schon auf dem Weg zur Hütte gefiel mir die dunkle Wolkenwand nicht recht, die von Südwesten her aufzog. Trotzdem, für eine Triglav-Besteigung sollte die Zeit reichen. Wir lassen unsere Rucksäcke im Vorraum und machen uns ans Werk. Laut Wegweiser sind es 1 ½ Stunden bis zum Gipfel. Der Weg von der Planika-Hütte über den Mali Triglav gilt als der einfachste von allen Aufstiegsrouten – genau das Richtige für 50+…

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Auf zum Triglav! Der Weg von der Planika-Hütte über den Mali Triglav soll der einfachste sein von allen Aufstiegsrouten – genau das Richtige für 50+… (Foto: A. C. Groffmann)

In einer Felsrinne steigen wir auf, dem rot-weißen Punkt folgend. Auf den Felsen kommt uns ein Vater mit seinem Sohn (etwa 5) entgegen. Na wenn die das geschafft haben… Bald erreichen wir die ersten Stahlseile. Bis auf wenige Stellen ist der Anstieg zum Mali Triglav recht gut gesichert. Vom Gipfel geht es wieder ein Stück bergab und über einen Felsengrat in Richtung Hauptgipfel. Auch auf dem Grat sind Stahlseile angebracht wie ein Geländer. Zwei Typen kommen uns entgegen. „Already here? Have fun!“ wünschen sie uns. Der Spaß kann sich nicht recht einstellen. Die Wolken werden immer dichter und Anne zerbricht sich ihren Kopf, ob sie hier auch wieder heil runter kommt…
Erneut geht es an Seilen steil bergauf. Gebannt halte ich Ausschau nach dem Gipfeltürmchen. Aljažev Stolp heißt der Turm. Benannt nach dem Pfarrer Jakob Aljaž, steht der Turm seit 1895 auf dem Gipfel. Aljaž hatte den Triglav-Gipfel kurzerhand gekauft und so eine Germanisierung desselben verhindert. Der Turm bietet Schutz vor Gewittern und ist ein slowenisches Kulturdenkmal.
So sehr ich mich auch anstrenge, den Turm kann ich nicht entdecken. Als ein Schild noch 30 m bis zum Gipfel weist, wird mir klar – der Turm ist weg! Zu sehen ist ein ringförmiges Fundament aus Beton und ringsherum sind nagelneue Verankerungen im Fels eingelassen.

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Gipfelglück auf dem höchsten Berg Sloweniens (2864 m).

Wir rasten, essen einen Riegel und ich baue meine Kamera zum Gipfelfoto auf. Von der Westseite her erreichen drei Bergsteiger den Gipfel, es sind Slowenen. „Bald schneit es“ sagt einer von ihnen. „Dann geht hier nichts mehr!“ „Wann soll es anfangen?“ frage ich. „In etwa 3 Stunden.“
Ich mache von den dreien ein Gipfelfoto mit ihrer Kamera, dann beginnen wir gemeinsam den Abstieg. Die drei sind recht flott unterwegs und bald zwischen den Felsen verschwunden. Sie wollen zur Kredarici-Hütte (Triglavski Dom na Kredarici). Es ist die höchste Berghütte im Nationalpark auf 2515 m. Wir haben gerade den Gipfel des Mali Triglav überschritten, als die ersten Flocken fallen. Von wegen 3 Stunden! Nicht mal 45 Minuten sind wir vom Hauptgipfel weg. Ein tschechisches Pärchen und ein Engländer kommen uns entgegen. Bis hoch werden sie es aber kaum schaffen.
Als wir nach insgesamt 4 Stunden wieder an der Hütte sind, ist vom Gipfel nichts mehr zu sehen. Eine dicke Wolkenwand hat ihn verhüllt und Schneeflocken wirbeln lustig um unsere Nasen.

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Als wir nach insgesamt 4 Stunden wieder an der Hütte sind, ist vom Gipfel nichts mehr zu sehen.

Wir hocken uns in die warme Stube und genehmigen uns erst mal ein Bierchen und einen Kaffee. Anne ist müde und stolz, dass sie es hoch und wieder runter geschafft hat. Es ging doch besser als vermutet. „Ein zweites Mal muss ich das nicht haben!“ Ihr Kommentar. Bei der abendlichen Wegplanung für die nächsten Tage, sucht sie jedoch die Wege mit den längsten Klettersteigpassagen raus…
Bald sind auch die Tschechen und der Engländer zurück. Außerdem leistet uns noch ein slowenisches Pärchen Gesellschaft. Der Mann ist Helikopterpilot. Begeistert erzählt er uns von seinem Projekt, an der kroatischen Küste einen Rettungsdienst aufzubauen. Für 1 Euro pro Aufenthaltstag sollen Touristen kostenlos per Heli gerettet werden, falls sie in Schwierigkeiten geraten – egal, ob an der Küste oder in den Bergen. Von ihm erfahren wir, dass der Triglav-Turm abgebaut wurde und erneuert wird. Übermorgen wird er wieder auf den Gipfel montiert.
Mittlerweile ist es draußen dunkel und auf dem Fenstersims hat sich eine 5 cm hohe Schneeschicht gesammelt, es ist wie Weihnachten! Wir beschließen morgen hier zubleiben und auf besseres Wetter zu warten. Das will Garry – der Engländer – auch. Er hadert mit sich und es wurmt ihn, dass er es nicht auf den Gipfel geschafft hat. Immer wieder fragt er nach, wie ausgesetzt und schwierig der Gratweg und der finale Aufstieg sind.

Abwettern

Die Slowenen und die Tschechen steigen am nächsten Morgen ab. Der Engländer harrt noch aus. Wir planen einen Winterausflug in Richtung Kredarici-Hütte. Der Weg zur Hütte erweist sich aufgrund von Schneeverwehungen als recht anspruchsvoll. Die Stahlseile an den ausgesetzten Stellen sind kaum noch sichtbar. So ziehen wir es vor umzukehren.

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Die Stahlseile an den ausgesetzten Stellen sind kaum noch sichtbar.

Langsam lockert die Bewölkung auf und der Triglav zeigt sich im Minutentakt. Die Hütte füllt sich: Ein slowenischer Bergführer trifft mit Kunden ein – einem englischen Paar. Sowie zwei Deutsche, die nach einem Marathonaufstieg von Trenta aus, jetzt müde auf der Kaminbank sitzen.
Auch auf der Planika-Hütte ist Trinkwasser recht teuer, 4 Euro kosten 1 ½ Liter. Dusch- und Waschmöglichkeiten gibt es keine. Wir hatten Halbpension gebucht und zahlen als DAV‘ler 35,27 EUR pro Person. Zum Frühstück gibt es das Übliche: Eier mit Schinken. Tee ist dabei, Kaffee kostet extra. Zum Abendessen Nudeln und als Nachtisch Pfannkuchen mit Marmelade. Mit einen guten Rotwein aus Slowenien lassen wir den Abend ausklingen. „Eine gute Wahl“ meint der Helikopterpilot, denn die slowenischen Weine seien eh die besten!

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Wolkenspiel.

Bereits am Abend kündigt sich deutlich besseres Wetter an. Die Sonne bescheint den Triglav und auf dem Gipfelgrat bewegt sich ein roter Punkt bergab. Wie sich herausstellt, ist es der slowenische Bergführer. Er wollte vorab die Situation am Berg prüfen, um seine Kunden am nächsten Tag sicher hinauf zuführen.
Wir beschließen, morgen abzusteigen. Der Schnee ist zwar fast geschmolzen, aber bei den Verwehungen hat sich nicht viel getan. Ein farbenprächtiger Sonnenuntergang beendet den Tag.

Abbruch

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Ein Polizeihubschrauber bringt Arbeiter, die die Hütte winterfest machen sollen.

Helikopterlärm weckt mich am Morgen. Es ist ein Polizeihubschrauber, der Arbeiter bringt, die die Hütte winterfest machen sollen. Somit ist klar, bald kehrt hier oben Ruhe ein. Laut Hüttenwirtin beginnen die Arbeiten auf dem Triglav-Gipfel um 10 Uhr. Das Wetter ist optimal. Wir wollen nicht so lange warten und steigen nach dem Frühstück kurz vor 9 Uhr ab. Zuvor verabschieden wir uns von Garry, der heute seinem großen Tag entgegenfiebert. Das Pärchen mit dem Bergführer ist schon unterwegs. Die beiden Deutschen haben etwas länger geschlafen. Auch sie wollen heute zum Gipfel. Und danach wieder bis ins Tal nach Trenta absteigen – ein Gewaltmarsch.

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Wir steigen nach dem Frühstück kurz vor 9 Uhr ab.

Die Sonne wärmt, doch die Luft ist kalt, was vor allem im Schatten zu spüren ist. Über den Bergsattel Konjski Preval (2019 m) erreichen wir die Hütte Vodnikov Dom na Velem Polju (1817 m). Sie wird generalüberholt; aus dem oberen Stock krachen Holzbänke auf den Boden. Aber es gibt einen Kaffee und an der Hütte sprudelt eine Quelle, was uns diesmal das teure Wasser aus der Flasche erspart.
Kurz hinter der Hütte hören wir wieder einen Helikopter fliegen. Es ist ein großer Transporthubschrauber, der Kurs auf den Triglav nimmt. Er schwebt eine Weile über dem Gipfel, verschwindet wieder und kehrt nach ein paar Minuten zurück. Unter ihm hängt an einem Seil das Türmchen. Nun bekommt der Triglav sein Nationalsymbol zurück. Ein kleinerer Helikopter umschwirrt den großen Hubschrauber wie eine Fliege den Scheißhaufen…

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Nun bekommt der Triglav sein Nationalsymbol zurück.

Unser Wanderweg umrundet die Ausläufer des Tosc-Berges und führt auf dessen Ostseite zum Pass Studorski Preval (1892 m). Der Weg ist gut zu laufen, fast auf einer Höhe und kaum mit rutschigen Steinen und Wurzeln bestückt. Im Pass gönnen wir uns Mittagspause. Ich verfüttere die Reste meiner pseudoungarischen Salami an die Bergdolen. Unser Tagesziel ist die Berghütte Blejska koča na Lipanci. Ob sie noch geöffnet ist wissen wir nicht.
Der Weg führt zu einem Aussichtspunkt – Na kontah steht auf unserer Wanderkarte. Und von dort geht es über den Pass Srenjski Preval (1959 m) weiter zur Hütte. Insgesamt sollen es laut Wegweiser drei Stunden sein. Ab unserem Pausenplatz wird der Weg anspruchsvoller. Mehrere Kletterstellen stellen sich uns in den Weg. Anne braucht Hilfe. Der Aussichtspunkt ist lohnend, noch einmal zeigt sich das komplette Triglav-Panorama.
Nach dem Ausguck teilt sich der Pfad. Links geht es steil den Hang hinauf, rechts führt er hinab ins Tal.
Da sich die Markierungspunkte dem linken Pfad widmen, folgen wir diesem. Mir gefällt der Weg nicht. Kleine Geröllstücke wirken wie ein Kugellager beim Laufen und dem Wegverlauf kann ich nicht folgen. Irgendwie verschwindet er in ausgesetztem Felsbereich. Mein Kopf will nicht so recht mitspielen. Wir treten den Rückzug an und wählen den absteigenden Pfad.
Leider ist die Zeit recht fortgeschritten, bis zur Berghütte ist es noch weit. Wir beschließen zwischen den beiden Pässen zu biwakieren. Immerhin gibt es hier eine Quelle!

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Unser Biwakplatz unterhalb des Srenjski Preval.

Dass wir uns an einer Wanderautobahn befinden, merken wir bald. Ständig begegnen uns Wanderer, die aus Richtung Vodnikov-Hütte kommen. Selbst als es schon dunkel ist, laufen noch Gestalten an unserem Biwakplatz vorbei.
Hinter einem Erdwall bauen wir das Zelt auf. Anne kocht Paella mit Hilfe meiner Wollmütze und zum Nachtisch gibt es wieder Palinka.

Pilze

Die Nacht hatte ich schlecht geschlafen. Ein Schnupfen, der schon in der Planika-Hütte auf sich aufmerksam gemacht hatte, hielt mich nun fest im Griff. Anne hatte noch in der Nacht Leute gehört, die in Richtung Vodnikov-Hütte unterwegs waren. Wollten die den Sonnenaufgang auf dem Triglav erleben?

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Die Hirtenhütten waren schon verlassen.

Wir erlebten unseren Sonnenaufgang über einer Almwiese. Die Hirtenhütten waren schon verlassen. Zwei Wanderer, die uns entgegen kommen schwärmen vom Triglav. „Es ist der schönste Nationalpark Europas“ kommentiert der Ältere. „Der Schwarzwald ist auch schön“ sagt er und grinst, als er erfährt, wo wir herkommen.
Ab der Almwiese folgen wir einem breiten Forstweg durch den Wald bergab. „Hier müssten Fichtenreizker wachsen“ wünscht sich Anne. Ein paar Meter weiter entdecken wir welche. Es werden immer mehr verschiedene Pilzarten. Die meisten kennen wir nicht und Reizker haben wir schon so viele, dass es für ein Abendessen reichen sollte. Den krönenden Abschluss bilden zwei schöne Birkenpilze kurz vor Uskovnica – einer Bergsiedlung.

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In Uskovnica – einer Bergsiedlung.

Kaffeepause in der Uskovnica-Hütte. Der Hüttenwirt ist die Freundlichkeit in Person! Also bleibt’s bei einem Kaffee! Der Weg bis zum Dorf Srednja Vas ist unschön und mühsam. Lange Abschnitte führen über stark zerfahrene Forstwege.
Unser Tagesziel Bohinjska Bistrica liegt hinter dem Hügel Senožeta. Laut Wanderkarte gibt es dort einen Campingplatz. Leider stimmen hier weder Karte noch GPS. Querfeldein mühen wir uns einen Skihang hinauf und folgen dann einem Rumpelweg ins Tal der Sava Bohinjka. Der Vier-Sterne-Campingplatz „Danica“ liegt am Ortsrand. Er ist leicht zu finden. Für 10,77 Euro pro Nase bauen wir unser Zelt auf einem Stück Rasen auf, der aussieht als sei er mit der Wasserwaage begradigt worden. Die Toiletten sind beheizt und das Duschwasser wohlig warm!

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Der Vier-Sterne-Campingplatz „Danica“ liegt am Ortsrand.

Den Supermarkt finden wir aufgrund der Baustelle nicht so leicht wie den Campingplatz. Erst eine heimische Dame führt uns auf den rechten Weg über ihr Privatgrundstück. „Katastrophe“ meint sie nur, während sie uns den Weg zeigt.
Für eine „Pilzpolenta a la Triglav“ brauchen wir noch etwas Wurst, Butter, Zwiebeln und Rotwein: Quercus Gorška Brda – Cabernet Sauvignon. Pappsatt fallen wir am späten Abend in unsere Schlafsäcke…

Ljubljana

Morgennebel wabert über dem Tal, unser Zelt ist klitschnass. Der Bus nach Ljubljana fährt kurz vor 11 Uhr. Pünktlich zur Abfahrt verschwindet der Nebel und Sloweniens Hauptstadt erreichen wir bei strahlendem Sonnenschein. Leider ist Ljubljana recht teuer. Das erste Hotel verlangt 160 Euro für ein Zimmer, das nächste 150! Wir buchen. Immerhin ist es groß genug, um unser Zelt zu trocknen.
Nun möchten wir die slowenische Küche kennenlernen. Im Restaurant Moji Štruklji am Markt genehmigen wir uns echte Kranjska Klobasa mit Suppe, Knödel. Dazu ein dunkles Bier der Marke Black Aurora, Anne bevorzugt Weißwein.

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Im Restaurant Moji Štruklji am Markt genehmigen wir uns echte Kranjska Klobasa mit Suppe, Knödel. (Foto: A. C. Groffmann)

Erst morgen Abend geht es zurück nach Deutschland. So haben wir noch genug Zeit um Ljubljana ein wenig kennenzulernen.

Der geführte Stadtrundgang kostet pro Person 17 Euro und startet um 10 Uhr am Rathaus. Mit kulinarischem Genuss beginnt das Programm. Auf dem Speiseplan steht Kranjska Klobasa und Potica (Nusskuchen). Dann lernen wir die Werke von Jože Plečnik kennen, dem Stararchitekten Ljubljanas. Wir sehen viele Säulen – sein Markenzeichen. Ebenso die drei Brücken, die Nationalbibliothek mit dunklem Eingangsbereich und immer heller werdenden Etagen bis zum letzten Stockwerk, dem lichtdurchfluteten Lesesaal. Frei nach dem Motto – Erleuchtung durch Bildung!
Wir erfahren die Bedeutung der Drachen, welche der Legende nach von den Argonauten vertrieben wurden und sich dort niederließen, wo heute Ljubljana steht. Dort haben sie einen festen Sitz auf der gleichnamigen Brücke – der Drachenbrücke. Sollte eine Jungfrau die Brücke überqueren, dann wackeln die Drachen mit ihren Schwänzen, so sagt man…

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Zmajski most – die Drachenbrücke in Ljubljana.

Dass die engen Straßen in der Altstadt „Scheißegasse“ heißen, da im Mittelalter sämtlicher Unrat aus den Fenstern dorthin gekippt wurde.
Warum das barocke Schweigerhaus am alten Markt die Hausnummer 11 a hat anstatt die Nummer 13. Was logisch wäre.
Der Prešerenplatz erhielt seinen Namen vom slowenischen Nationaldichter France Prešeren. Slowenien sieht sich als Staat der Dichter und deshalb ist gerade dieses Denkmal wichtig. Prešeren blickt auf die Statue von Julija Primic seiner großen Liebe, die er jedoch nie bekommen konnte. „Die Leute fanden das romantisch“ sagt unser Stadtführer. Er findet es grausam…

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Der Prešerenplatz erhielt seinen Namen vom slowenischen Nationaldichter France Prešeren.

Ljubljana besitzt auch ein Denkmal für Napoleon. Da dieser den Slowenen ihre eigene Sprache als Amtssprache erlaubte.
In Ljubljanas „Wolkenkratzer“ Nebotičnik trinken wir einen Eiskaffee und genießen den Blick auf die Stadt. Zu allerletzt besuchen wir im Tivoli-Park das Nationalmuseum für Zeitgeschichte.
So langsam neigt sich der Tag dem Ende entgegen. Und wie immer auf unseren Herbsttouren beginnt es am Ende zu regnen. Wir lassen uns zum Abend im City Hotel einen Fisch schmecken und schlendern anschließend zum Bahnhof mit der Gewissheit, dass dies nicht unser letzter Besuch in Slowenien war…

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2 Gedanken zu „Sportlich unterwegs im Triglav-Nationalpark (Balkantour September/Oktober 2018 – Slowenien)

  1. danke für diesen informativen Bericht!
    Hattet ihr Porbleme mit dem Wildcampen, da es ja eigentlich im Nationalpark verboten ist?
    LG Hannah

    1. Hallo Hannah,
      da wo es möglich war haben wir in Hütten übernachtet. Allerdings waren manche Hütten schon geschlossen. Prinzipiell sollte man dort natürlich das Wildcampen vermeiden.
      LG
      Anne

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